AUS DEM Westerwald

IN DIE GROSSE Modelwelt

Smartphone und Internet? Gab es damals noch nicht! Es aus Kammerforst im Westerwald ins Model-Business zu schaffen? Eigentlich unmöglich! „Ich bin ein Dorfkind“, sagt Marcel Spang. „Vier Straßen, 175 Einwohner, Fahrrad fahren, Staudämme bauen, Schlitten fahren, Fußball spielen. Das war meine Kindheit.“ Und doch lebt der 35-Jährige heute einen Traum, den er damals nicht geträumt hat: Spang ist professionelles Model. Und er hat neue Träume.

Geboren in Dernbach, die ersten Jahre der Kindheit in Kammerforst verbracht – mit dem Spielplatz hinter dem Haus – zieht die Familie irgendwann in die „große Stadt“ – nach Ransbach-Baumbach. „Plötzlich gab es eine Eisdiele, einen Supermarkt und Vereinsleben“, erinnerst sich Spang, den es schon in jungen Jahren zum Fußball zieht. „Der sollte sich später wie ein Roter Faden durch mein Leben ziehen.“ Als B-Jugendlicher wechselt der Torhüter zu den Sportfreunden Eisbachtal, stellt sich damit zum ersten Mal so richtig dem Leistungsprinzip.

In der Regionalliga geht es gegen Mannschaften wie Kaiserslautern, Mainz und Saarbrücken. Marcel Spang schafft den Sprung in die Rheinland- Auswahl – und sogar in die Sichtung der U18-Nationalmannschaft unter dem damaligen Trainer Horst Hrubesch. „Aber irgendwann war klar, dass ich kein Profi werden würde. Mit viel Glück hätte es vielleicht für die Oberliga gereicht.“

Der Sport aber wird Marcel Spang weiter begleiten und seinen Weg maßgeblich prägen. Auch wenn er sich in seiner beruflichen Findungsphase zunächst ein Vorbild an seinem Großvater nimmt, der als Bankdirektor eine Leidenschaft für Finanzen hat. Marcel Spang hat die Chance, eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen zu machen. Doch die sagt er aus dem Bauch heraus ab. Von einem Bekannten hat er gehört, dass der regionale Fernsehsender mit Sitz in Ransbach-Baumbach noch auf der Suche nach Verstärkung für die Sportredaktion ist. Spang ist interessiert, bekommt den Zuschlag und absolviert ein Volontariat –der Einstig in die Medienbranche.

Skiny Bodywear, aufgenommen in Tulum
Fynch Hatton, aufgenommen in der Eifel

„Ich habe damals für den Sport und das Lokale arbeiten dürfen und dabei viele Erfahrungen sammeln können. Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Plötzlich hatte ich auch mal ein Mikro in der Hand, durfte Beiträge und Werbespots produzieren und moderieren.“ Weil das Feedback positiv war und Spang durchaus öfters zu hören bekam, dass er ein „echt gutes Aussehen“ hat, ließ er spontan ein paar professionelle Fotos von sich schießen. „Zumindest war das für mich damals super professionell. Ich kannte es ja nicht anders“, schmunzelt der Westerwälder. Spang schickt die Fotos mit der Post an die größten Modelagenturen, kassiert aber durch die Bank nur Absagen. „Wenn überhaupt mal eine Rückmeldung kam, viele haben sich gar nicht gemeldet. Für mich hatte sich das Thema damit eigentlich erledigt.“

Doch ein Kumpel aus dem Dorf gibt ihm einen Tipp. Er selbst hatte bei einem Modelwettbewerb mitgemacht und legte Spang ebenfalls eine Teilnahme ans Herz. „Ich habe dann auf gut Glück einfach mal mitgemacht.“ Das Ergebnis? Spang gewinnt, wird zum „Gesicht 2006“ gekürt, hat seinen ersten Modelvertrag in der Tasche und erhält seine erste Set-Card – das Handwerkszeug als Model für die Akquise von Aufträgen. „Aber das war alles mini. Ich war ein Nachwuchsmodell in irgendeiner Kartei.“

Weil das Internet zu dieser Zeit noch immer kein so tragender Faktor wie heute war – von Plattformen wie Instagram und dem „Beruf“ des Influencers ganz zu schweigen – macht sich der Westerwälder auf den Weg, an richtig professionelle Fotos heranzukommen. Er findet einen Fotografen nahe Wiesbaden, der schon viele große Modells fotografiert hatte und der ihn nicht nur professionell ablichtet, sondern ihm auch die erste richtige Modelagentur besorgt. Von 2006 an bekommt er die ersten Anfragen und Aufträge, ein Anruf im Jahr 2008 verändert dann aber seinen Weg maßgeblich: „Ich bekam einen Anruf: Du wurdest gebucht für das Look-Book des ersten SUV’s der Audi-Familie. Ein Top-Secret-Projekt.“ Seine Agentur sagte ihm: Du fliegst dafür nach Valencia. Dort werden in der Stadt extra Locations abgesperrt für das Shooting. Du bist in einem tollen Fünf-Sterne-Hotel untergebracht und fliegst Business-Class. „Ich habe gesagt: Leute, Ihr verarscht mich, oder?“ Taten sie nicht. „Da war mein Kampfgeist geweckt. Da habe ich mir gesagt: Das ist mein Ding. Das möchte ich gerne öfters und professionell machen.“ Weitere Kampagnen folgen – unter anderem für die Telekom, später auch für Nivea und große Modelabels. Dazu gehört er von 2009 bis 2012 fest zum Ensemble der ARD-Serie „Verbotene Liebe“.

Einer seiner besten Kumpels dort, der Schauspieler Lutz Marquardt, gibt ihm einen wichtigen Tipp: „Das, was du machst, ist schon nicht schlecht. Aber arbeite noch mehr an deinem Körper.

Ich hatte damals das klassische Fußballer-One-Pack. Damit kam ich zum Beispiel für Unterwäsche-Jobs nicht in Frage.“ Spang beginnt, noch intensiver und zielgerichteter zu trainieren – mit sichtbarem Erfolg. Seit dem Jahr 2012 ist das Modeln jetzt sein Hauptjob. „Es geht im Leben ganz oft darum, die richtigen Menschen zu treffen“, sagt der Westerwälder heute. „Ich bin unheimlich dankbar und auch demütig, dass ich in diesem Job arbeiten kann und darf. Andere Menschen sind zum Teil wirklich hart vom Schicksal gebeutelt und arbeiten in weitaus härteren und wichtigeren Berufen, zum Beispiel als Krankenpfleger, Polizist oder Bauarbeiter. Ich lebe und erlebe meinen Beruf daher sehr intensiv und dankbar und gebe immer 100 Prozent.“ Und ganz oft trifft er Menschen, die ihn ganz anders erleben als wie das, was sie eigentlich erwartet haben: „Ich höre oft: Mensch, ich dachte, du seiest voll arrogant. Natürlich wirken manche Fotos so, aber das ist eben mein Job. Ich lebe jetzt seit zehn Jahren fest in Köln, halte aber noch immer einen engen Kontakt zu meinen besten Freunden Zuhause. Die Glitzerwelt ist mein Job, aber ich bin immer ein Dorfkind geblieben.“ Für seinen Job bereist Marcel Spang mittlerweile die ganze Welt. „Reisen sind eine der größten Bildungsformen in meinem Leben. Auch wenn man kein Wort einer Sprache spricht, irgendwie funktioniert die Verständigung weltweit dann doch – manchmal eben mit Händen und Füßen. Wir sind alle Menschen, no matter if you’re black or white! Blut ist rot und wir atmen alle dieselbe Luft.“

UYN Sports, aufgenommen in Salzburg

Doch auch wenn er heute einen Job lebt und liebt,
um den ihn viele beneiden, hat der 35-Jährige auch
noch Ziele: „Ich habe letztes Jahr erstmals in Mailand
gearbeitet für große Marken. Ich bin dort mit offenen
Armen empfangen worden. Ich würde gerne auch noch
mal zum Arbeiten nach New York zurückkehren, wo ich
schon mal im Einsatz war. Ich werde oft gefragt, wie
lange ich das noch machen möchte. Grundsätzlich gibt
es für Models, abhängig vom Produkt, keine Altersgrenze
in Zeiten von George Clooney und Co. Die Märkte
verändern sich weltweit, auch in der Werbung! Ich
hoffe, vor mir liegen noch viele tolle Jahre. Und auch
die Schauspielerei bleibt ein Thema, mit dem ich mich
sehr intensiv beschäftige. Das Wichtigste ist gesund
zu bleiben, und natürlich immer genug Geld für gutes
Essen in der Tasche zu haben.“

Instagram: Ganz nah dran!

„Ich nutze Instagram sehr gerne, um über meine Arbeit und meine Reisen zu berichten“, sagt Marcel Spang, dem mehr als 64.000 Menschen bei Insta folgen. „Allerdings, aus gegebenem Anlass: Bitte auf Fake-Profile achten! Von anderen Kollegen und auch von mir wurden einige solcher Profile erstellt. Die Schattenseiten der Digitalisierung.“ Marcel Spang ist als @marcelspang leicht bei Instagram zu finden.