Interview: Weinkönigin Carolin Klöckner

„Das Jahr ist wie im Fluge vergangen.“

Sie hat die Welt bereist, im Auftrag des deutschen Weines. Sie hat die Krone auf dem Kopf getragen und die Leidenschaft für Wein im Herzen. Ein Jahr lang war Carolin Klöckner die 70. Deutsche Weinkönigin. Doch auch wenn ihre Nachfolgerin bereits seit wenigen Wochen im Amt ist – so ganz ohne Wein geht es für die 24-jährige Studentin der Agrarwissenschaften aus Vaihingen-Gündelbach auch heute nicht.

 

Frau Klöckner, vermissen Sie es schon, die Krone der Weinkönigin tragen zu dürfen?

Eigentlich dachte ich tatsächlich, dass es jetzt ein bisschen ruhiger wird. Aber es kommen nach wie vor so viele Anfragen und Termine rein, dass ich sagen kann: Auch wenn ich keine Krone mehr auf dem Kopf trage, bin ich doch irgendwie noch im Einsatz.

Sie meinen Anfragen wie diese hier für ein Interview mit dem PREMIUM-Magazin?

Genau. Es geht um Interviews, aber auch darum, Vorträge zu halten. Aber das hat auch mein Jahr als Deutsche Weinkönigin ausgemacht. Es gab viele schöne Momente, zum Beispiel bei Weinproben, die ich moderiert habe. Von daher bin ich sehr gerne auch weiterhin noch in einer gewissen Weise im Einsatz und unterwegs.

Ein Jahr als Weinkönigin – vergangen wie im Fluge oder ein sehr intensives, langes Jahr mit vielen Terminen?

Ich muss sagen, es ist vergangen wie im Fluge. Das war eigentlich unfassbar. Aber man ist so viel unterwegs und hat so viele Termine, dass man das Jahr sehr intensiv erlebt. Die Zeit vergeht dann viel schneller, als man es eigentlich gedacht hatte.

Wie kann man sich ein Jahr als Deutsche Weinkönigin vorstellen? Ist man dann nur Weinkönigin oder bleibt auch Zeit, wie in ihrem Fall, für das Studium?

Man ist im Schwerpunkt Weinkönigin, das trifft es ganz gut. Ich war überrascht, wie oft ich wirklich im Auftrag des deutschen Weines im Einsatz war. Das Studium lief nebenbei weiter, aber nicht genau so intensiv wie zuvor. Als Studentin bin ich in dieser Zeit deutlich kürzer getreten.

Gekrönt wurden Sie in einer Livesendung im SWR, als Sie sich im Finale mit insgesamt sechs Bewerberinnen bei unterschiedlichen Aufgaben bewähren mussten. Haben Sie diesen Abend ganz bewusst erlebt oder lief das alles wie im Film ab?

Für uns gab es ja zwei Läufe – einmal den Vorentscheid und eine Woche später das Finale. Mein Ziel war es, in der Finalshow bei den Fachfragen zu punkten und solide Arbeit zu leisten. Was dann sonst noch alles im Finale passieren würde, war mir gar nicht so bewusst. Die Show an sich hat mir tatsächlich viel Spaß und Freude gemacht. Aber spätestens,
als in der Schlussrunde wir drei Finalistinnen eine freie Rede gehalten haben, war mir schon gar nicht mehr so klar, was hier gerade passiert. Das war schon wie im Film.

Welchen Stellenwert hat der Titel Deutsche Weinkönigin in unserer heutigen Zeit?

Zunächst einmal hat der Titel mit über 70 Jahren eine lange Tradition. Und oftmals ist den Menschen gar nicht so bewusst, welche Aufgaben mit der Wahl verbunden sind. Ich darf zum Beispiel als Fachfrau viele Veranstaltungen mit meiner Anwesenheit beglücken. Der Titel hat im Inland einen hohen Stellenwert, wenngleich man auch erstaunlich oft auf Ahnungslosigkeit trifft – und das meine ich nicht negativ. Hierzulande ist man als Weinkönigin eine Produkthoheit, aber nicht zwingend auch eine Expertin. Im Ausland ist das anders. Da wurden wir meistens zunächst als Fachfrauen für den deutschen Wein wahrgenommen und erst im Anschluss kam die Frage: Und warum tragen Sie diese Krone auf dem Kopf? 

Die ersten sieben Jahre Ihrer Kindheit haben Sie in den USA verbracht, danach kamen Sie nach Deutschland. Wann ist in Ihnen die Idee gereift: Weinkönigin? Das könnte ich mir vorstellen!

Ich bin da eher ein bisschen reingepurzelt. Weinkönigin zu werden stand nie auf meiner Agenda. Aber ich habe die Weinkultur schon in jungen Jahren erlebt und gelebt, denn Verwandte von uns waren im Weinbau aktiv. Die Weinlese war immer ein großes Erlebnis. Alle kommen zusammen und erarbeiten gemeinsam etwas, verbringen eine schöne Zeit miteinander. Später habe ich in einer Weinstube gearbeitet. Und als ich Kontakt mit einer ehemaligen Weinkönigin hatte, kam das alles ins Rollen.

Was haben die Freunde und das direkte Umfeld damals gesagt? Weinkönigin? Du bist doch verrückt?

Es gab tatsächlich viele Schmunzler, gerade im Freundeskreis. Nicht jeder konnte damit etwas anfangen. Aber als ich dann Deutsche Weinkönigin war und sie gesehen haben, welches Ausmaß diese Aufgabe hat, da hat sich auch die Sichtweise komplett verändert. Ich musste dann sagen: Hey, liebe Freunde, keine Sorge. Ich bin nach wie vor die Caro, die ihr kennt, auch wenn ich viel im Ausland unterwegs bin und oft prominente Persönlichkeiten treffe …

… spätestens wenn man sagt, ich melde mich ab auf Dienstreise nach Hongkong, um den deutschen Wein zu vertreten, dann hat das schon was, oder?

Ja, absolut. Wenn du sagst, hey, ich war die Deutsche Weinkönigin, dann sagt dein Gegenüber vielleicht: Okay, und ich war der Kaiser von irgendwas. Wenn du aber erzählst, was du alles gemacht hast, dass du in New York, Japan, Hongkong warst, dann spürt man sehr schnell, wie außergewöhnlich dieser Titel und die damit verbundenen Aufgaben sind. Als junger Mensch hast du nicht oft die Möglichkeit, so viel von der Welt zu sehen und dabei auch noch diese Verantwortung zu tragen.

Gab es einen schönsten Moment?

Ich möchte sagen, dass alle Termine, die ich wahrnehmen durfte, sehr interessant waren. Und ich erinnere mich auch gerne an eine Weinprobe im Restaurant BERNHARDS in Montabaur. Das war eine meiner unterhaltsamsten und schönsten Weinproben. Besonders waren aber auch Veranstaltungen, die ein bisschen aus dem klassischen Rahmen gefallen sind. Ich durfte zum Beispiel mitfahren bei der Vortour der Hoffnung, die Spenden sammelt für krebskranke Kinder. Ich konnte mich so für die Weinkultur einsetzen, gleichzeitig aber auch wichtige Projekte unterstützen und Menschen helfen. Besonders schön waren zudem die vielen Momente abseits des Protokolls, bei denen man mit den Menschen ins Gespräch gekommen ist.

Wird nach Abschluss Ihres Studiums in Ihren Bewerbungsunterlagen auch stehen: Ich war die 70. Deutsche Weinkönigin.

(lacht) Eine Bemerkung würde vermutlich schon unter den Ehrenämtern zu finden sein. Weil mich diese Zeit einfach sehr geprägt hat. Deutsche Weinkönigin zu sein mit all der Verantwortung hat natürlich Einfluss genommen auf meine persönliche Entwicklung. Von daher, ja, ich glaube schon, dass es drinstehen würde.