Ich habe damals alles

auf eine Karte gesetzt

Es gibt Kinder, die wachsen mit der Musik auf, üben in jungen Jahren mit dem Mikrofon in der Hand daheim vor dem Spiegel, singen mit ihrer Engelsstimme im Chor, lernen nebenbei Klavier und Geige, studieren später Musik. All das hat Marion Möhlich nicht getan. Und doch ist Musik heute ihr Leben. In Neuwied geboren, steht „Marry“ seit mehr als zehn Jahren auf den großen Partybühnen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und auf Mallorca. Was für den Zuschauer so locker und leicht aussieht, ist in Wahrheit jedoch harte Arbeit. Ein Praktikum bei einem regionalen Fernsehsender im Westerwald, später ein Praktikum bei einem Künstlermanagement in Köln: Die Medien und das Scheinwerferlicht findet Marry schon in jungen Berufsjahren spannend, ohne dabei selbst auf der Bühne stehen zu wollen. Sie möchte kreativ arbeiten, macht eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und zur Eventmanagerin, managet Künstler und Veranstaltungen – stets aus dem Hintergrund.

Es von dort ins Rampenlicht zu schaffen ist eigentlich nur sehr schwer möglich und bei Künstlerkollegen zumeist nicht gerne gesehen. „Ich fand es unheimlich schwierig, diesen Schritt zu gehen. Schau mal, die Marry, jetzt steht sie plötzlich selbst vor der Kamera. Das muss man sehr feinfühlig angehen.“ Dass der Wechsel auf die Bühne überhaupt ein Thema wird, liegt an einem Musikmanager, der damals auch den Schauspieler und Schlagersänger Willi Herren betreut. „Er sagte zu mir: Hey, ich habe hier einen Song, der vom Typ her sehr gut zu dir passen könnte. Hättest du Lust?“ Doch Marion Möhlich zögert: „Ich habe lange gehadert und mich gefragt, ob das wirklich was für mich ist. Eigentlich konnte ich mir den Wechsel auf die Bühne nicht vorstellen.“

Mit dem ersten Song direkt in die Charts

Doch der damalige Agenturchef überzeugt sie im Jahr 2005 davon, es einfach mal zu wagen. Der Song „Ohne dich“, eine Coverversion der Münchner Freiheit, landet auf Anhieb in den Media Control Charts. Plötzlich ist Marry in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast, steht auf der Bühne und im Rampenlicht. „Da habe ich Lust auf die Musik bekommen und nebenbei Gesangsunterricht genommen.“ Eine Künstlerkarriere ist da aber noch kein Thema. Erst fünf Jahre später setzt Marry alles auf eine Karte: Ihre Agentur, für die sie damals arbeitet, hat Zahlungsschwierigkeiten. Die Sache mit der Musik aber läuft richtig gut. „Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und es gewagt.“ Ein mutiger Schritt, den ihre Eltern damals nicht nachvollziehen können. „Meine Eltern haben immer Schlager gehört. Egal ob Zuhause, im Auto oder im Urlaub. Aber bei der Berufswahl waren sie natürlich eher konservativ eingestellt und rieten mir, lieber etwas Anständiges zu machen. Weil ich aber schon immer einen Dickkopf hatte, habe ich das durchgezogen.“ Heute steht ihre Mutter bei den Konzerten nicht selten im Publikum, meist in der ersten Reihe. Und Marry steht im Jahr 2010 als Sängerin bei EMI unter Vertrag, eine der größten Plattenfirmen weltweit. Bei der Aufzeichnung einer Musiksendung für RTL2 in den Anfangsjahren entsteht durch Zufall ihr heutiges Markenzeichen: ein Stirnband. „Ich hatte damals ein schwarzes Kleid an. Und die Betreuerin von EMI fand es total langweilig. Ihr war das zu unlebendig. Ich hatte einen schmalen Glitzergürtel dabei. Den habe ich mir erst um den Arm, dann um den Hals gelegt und zum Schluss als Stirnband angezogen. Das sah irgendwie toll und interessant aus. Seither trage ich auf der Bühne immer ein Stirnband.“

Die große Bühne Mallorca

Musikalisch hat Marry längst ihren Platz gefunden, wird als Künstlerin von den Fans geliebt, von den (Party) Machern gebucht und tritt unter anderem auf Mallorca auf. Es gibt wenige Bühnen, auf denen man als Partysängerin mehr im Fokus steht und kritischer beäugt wird. „Ich hatte 2011 meinen ersten Promo-Auftritt im Bierkönig auf Malle. Ich fühle mich immer sehr wohl mit dem, was ich auf der Bühne mache. Ich liebe die Musik. Aber da hatte ich wirklich alles: Lampenfieber, Bauchweh und Zittern am ganzen Körper.“ Als sie wenig später ins Büro der Macher zitiert wird, ist sie skeptisch. Doch ihre Sorge ist unbegründet, im Gegenteil: Sie wird gebucht und kann sich endgültig als Künstlerin etablieren – nicht nur im Bierkönig. „Ich hätte niemals gedacht, dass mein Weg so verlaufen würde“, sagt die 38-Jährige. „Aber ich arbeite mit meinem Team auch sehr hart für den Erfolg – auf der Bühne, hinter den Kulissen, im Büro. Ich bin authentisch und ehrlich. Ich würde mich nie auf einem Erfolg ausruhen. Das spüren und honorieren auch die Fans meiner Musik.“ Gleich mehrfach wird die Sängerin für ihre Musik ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Deutschen Hitparadenmikro“ von RTL2 und gleich vier Mal mit dem Ballermann-Award (auch Party-Oscar genannt). Die Musik mag nicht jedermanns Geschmack sein – aber das ist Musik ohnehin niemals. Unstrittig aber ist: Mit ihrer Musik bewegt und begeistert Marry das (Party)Volk – egal ob auf Malle, beim Après Ski oder im Karneval.

„Der Job ist sehr fordernd!“

Und doch ist längst nicht jeder der mehr als 150 Auftritte im Jahr die pure Freude. „Natürlich hat man auch schlechte Tage. Natürlich gibt es Momente, in denen der Körper sagt: Bis hierhin und nicht weiter. Auch ich habe meine Problemchen und Wehwehchen. Aber ich habe gelernt, in den 40 Minuten, die ich auf der Bühne stehe, zu funktionieren. Manchmal geht es eben nicht anders. Der Job ist sehr fordernd. Da darf man auch mal Schwäche zeigen.“ Und man darf auch Träume haben – doch die klingen bei Marry bodenständig und bescheiden: „Natürlich ist immer ein bisschen Luft nach oben. Aber ich habe nicht die Erwartung, im nächsten Jahr mit meiner Musik ganze Stadien zu füllen. Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, dann bin ich glücklich. Wir haben verschiedene Projekte geplant, aber am Ende entscheidet immer das Publikum, wie es weitergeht. Ich werde weiter hart und mit viel Leidenschaft an meiner Musik und für meine Musik arbeiten. Aber ich werde mich nicht an Zielen festbeißen, die ich vielleicht nicht erreichen kann. Für mich ist wichtig, dass Musik nie zur Routine werden darf. Das würden die Menschen merken. Mir ist es unheimlich wichtig, authentisch zu sein. Und mich immer wieder selbst kritisch zu betrachten und zu hinterfragen, ob ich etwas verbessern kann.“

Social Media: Nah dran – und immer im Fokus

Facebook, Instagram – die sozialen Netzwerke sind auch für Marry eine tolle Möglichkeit, ganz nah dran zu sein an ihren Fans. „Sie haben ein Recht darauf, zu wissen, was ich gerade mache. Künstlerin zu sein bedeutet eben auch, in der Öffentlichkeit zu stehen.“ Doch die Präsenz im Netz hat auch ihre Tücken. „Wenn ich mal vier Tage lang nichts poste, dann heißt es gleich: Bei Marry läuft es gerade nicht. Aber das darf man nicht zu nah an sich ranlassen. Ich nehme mir auch mal die Freiheit zu sagen, heute poste ich nichts. Auch ich muss mal abschalten – und die Fans haben dafür auch Verständnis.“

Homepage: www.marry-music.de